Nonkonformismus und Subversion

Nonkonformismus und Subversion
Festschrift zu Ehren von Thomas Bremer
Herausgegeben von
Martina Bender
Susanne Schütz
Peter Grüttner
gemeinsam mit
Françoise Knopper
Katalin Kürtösi
Martina Lauster
Natascha Ueckmann
Daniel Winkler
616 Seiten
gebunden, Schutzumschlag
17 x 24 cm
38,00 EUR
ISBN 978-3-89923-419-0
In dieser Festschrift sind 55 Aufsätze vereint, die anlässlich der Emeritierung des Romanisten Thomas Bremer verfasst wurden. Sie deuten auf die Vielfalt der Arbeitsgebiete eines Wissenschaftlers hin, der sein Fach in allen Kernbereichen umfassend repräsentiert. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Buchgeschichte, Germanistik und Vergleichender Literatur- und Kulturwissenschaft verweisen darüber hinaus auf intellektuelle Netzwerke im In- und Ausland, die er initiiert und geprägt hat. Diese Forschergruppen verbindet u. a. das Interesse am Verhältnis von Zentrum und Peripherie, welches sich häufig über die genauere Betrachtung der „Ränder“ als bevorzugtem Raum von subversivem Nonkonformismus und Außenseitertum ausdrückt. Somit reflektieren die in acht sprach- und kulturübergreifenden Sektionen gruppierten Beiträge zentrale Orientierungen, die Thomas Bremers umfangreiche Forschungs- und Publikationstätigkeit kennzeichnen.
Die thematische Vielfalt seiner Arbeitsgebiete weist Thomas Bremer als einen Wissenschaftler aus, der sein weitgespanntes Fach in allen Kernbereichen umfassend repräsentiert. Die lange Liste seiner Veröffentlichungen vermittelt das Bild einer Forscherpersönlichkeit, die, belesen und tiefgründig gebildet, mit intellektueller Neugier nach immer neuen Herausforderungen sucht. Sie beinhaltet die Erträge wertvoller Grundlagenforschung, die er mit der Erschließung von Bibliotheks- und Archivmaterial unternahm, ebenso wie die Arbeitsergebnisse unzähliger wissenschaftlicher Tagungen im In- und Ausland, zu deren Gelingen er häufig als Organisator und geschätzter Referent einen Beitrag leistet.
In der gesellschaftlichen Verantwortung des Intellektuellen stets auf der Höhe der Zeit betreibt er Literatur- und Kulturwissenschaft niemals als Selbstzweck, sondern in der Gewissheit, dass Literatur, Kunst und Kultur unverzichtbare Medien individueller und kollektiver Welterfahrung sind, somit Identität stiften und dabei das Interesse und Verständnis für das Andere, das Fremde und gleichzeitig Universelle im „wunderbar Wirklichen“ (Alejo Carpentier) wecken …
Prof. Dr. h.c. Thomas Bremer
Geboren 1954 in Essen; Studium der Romanistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Freiburg, Gießen und Bologna; Auslandsaufenthalte in Paris, Santiago de Compostela und Perugia
Promotion an der Universität Gießen zu Literatur und Sozialkonflikten in Lateinamerika; Habilitation zu Theater und Fest im kolonialen Mexiko
Seit 1994 Professor für Iberoromanistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; seitdem Organisator von mehr als 60 Tagungen und Kongressen, darunter des 2. Europäischen Lateinamerikanistenkongresses CEISAL
Autor und Herausgeber von 42 Monographien und Sammelbänden, 124 Artikeln und mehr als 250 Rezensionen (Stand 03/2020); seit 2003 Herausgeber der italianistischen Zeitschrift Zibaldone
Zahlreiche Funktionen in der akademischen Selbstverwaltung (1996–98 Dekan des FB Sprach- und Literaturwissenschaften, 1998–2018 Mitglied von Konzil und Senat, 1998–2003 Prorektor für Studium und Lehre, 2006–2019 Direktor des Zentrums für Lehrer*innenbildung)
2013 Dr. h.c. Universität Szeged/Ungarn, regelmäßig Gastprofessor am dortigen Institut für Weltliteratur
Vorstandsmitglied des Consejo Europeo de Investigación Social de América Latina (CEISAL) und Leiter der Arbeitsgruppe GILCAL zur Erforschung der Iberoromanischen Literaturen und Kulturen
Co-Direktor der internationalen Arbeitsgruppe zur Erforschung der europäischen Aufklärung (CIRBEL) 1998–2008, seitdem Co-Direktor der deutsch-französischen Forschergruppe zur Wissenskultur der Aufklärung (CIERA)
Mitglied im Wolfenbütteler Arbeitskreis für Buch- und Bibliotheksgeschichte (seit 2009) Mitglied in der Österreichischen Gesellschaft für Buchforschung
Avant-propos
KARIBIK
Natascha Ueckmann: Karibik als Denkfabrik
Gesine Müller: Antropofagia y criollización. Modos de leer el Caribe de las figuras marginales modernas en Robert Müller
Ralph Ludwig: Die französischen Freibeuter der Karibik: brutale Außenseiter oder Mittler zwischen sprachlichen und kulturellen Welten?
Christoph Singler: Der Nicht-Schriftsteller und der Kanon. Ein Rückblick auf Los años de Orígenes (1979/2017) von Lorenzo García Vega
Werner Zips: Meta Dia – Der Brückenbauer des Reggae
Daniel Santana Jügler: Reguetón: La protesta silenciosa de un género escandaloso
Julia Ritter: Marronnage in Léonard Sainvilles Roman Dominique, Nègre esclave (1948)
LATEINAMERIKA
Peter Grüttner: Wundersames aus Lateinamerika: Von Bücherwürmern,
sprechenden Erpeln und weiteren Außenseiter*innen
Susanne Klengel: Lob der Londoner Spatzen um 1900. Zum nature writing von W. H. Hudson
Verónica Abrego: Von Bücherwürmern und Weltenöffnern. Julio Cortázar als Lehrer und als Leser
Sandra Miehlbradt: Zur Emanzipation der argentinischen Naturwissenschaften. Über Eduardo Holmbergs Dos partidos en lucha
Susanne Schütz: Lost in the Andes! Lateinamerikadarstellungen in den Disney-Comics
Virginia Yep y Max Meier: Casarasiri – Reflexiones sobre el matrimonio comunitario en el Altiplano
Peter Grüttner: Die Inszenierung von Schule und Unterricht im brasilianischen Kino
Carmen Irene González Menéndez: Nuevas perspectivas subalternas: Los sujetos endriagos bajo la extrema violencia centroamericana del siglo XXI
ITALIEN
Daniel Winkler: Italophiler Anti-Konformismus und italianistische Grenzgänge
Anke Auch: Literarische Modelle für Edmondo De Amicis’ Sull’oceano
Saskia Germer: Grenzgänge zwischen zwei Kulturen: Primo Levis Il sistema periodico
Susanne Kleinert: Gegen kulturelle Normativität: Erzählungen von Migration und Transkulturalität in Italien
Lucia Mor: Un’ermeneutica letteraria controcorrente. Le Bemerkungen über Sinn und
Weise des Interpretierens (1956) di Romano Guardini
Thomas Stauder: Umberto Ecos frühes Interesse an der Populärkultur als Form von intellektuellem Antikonformismus
Stefano Sasso: Con i piedi fortemente poggiati sulle nuvole. Ennio Flaiano, ein gefühlvoller Rebell
ROMANIA
Martina Bender: Romania – Diversität und Einheit eines ‚grenzenlosen‘ Kulturraumes
Robert Fajen: Der leere Traum des Königs. Proliferation und Subversion der Allegorie in Renés d’Anjou Le livre du Cœur d’Amour épris (1457)
Christophe Losfeld: Un détective très très très spécial de Romain Puértolas : un roman qui ne l’est pas moins …
Petr Kyloušek: À quoi sert un étranger ?
Martina Bender: Aún más allá. Zum frühen Schaffen des spanischen Dichters Juan Larrea
Annegret Thiem: Limados o el arte de romper el poema
Annette Schiller: Von der Marginalie zum Boomfach: Schlaglichter auf den Spanischunterricht und die Hispanistik an der Universität Halle-Wittenberg von den Anfängen bis heute
AUFKLÄRUNG
Françoise Knopper: Rationalisme, cosmopolitisme et non-conformisme
Wolfgang Fink: Die Inquisition und der „wahre Katholizismus“. Anmerkungen zu Christian August Fischers Reise von Amsterdam über Madrid und Cadiz nach Genua in den Jahren 1797 und 1798
Françoise Knopper: Des Alpes aux Pyrénées : l’art d’esquiver les apodémies
Jonas Hock: Melchior Grimms ‚deutsche Bildung‘ und ‚französischer esprit‘ – ein Grenzgänger als Herausforderung für die Literaturgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts
Tristan Coignard: Simson Alexander David als zentraler Außenseiter in der deutschen Presse
des frühen 19. Jahrhunderts
Norbert Waszek: Aus dem Abseits ins Zentrum. Christian Garve: von Breslau in die Welt
Elena Agazzi: Semilasso: Pückler-Muskaus Reise nach Afrika. Europamüdigkeit und Anti-Konformismus im 19. Jahrhundert
VORMÄRZ UND KARL GUTZKOW
Martina Lauster: Zensiert, bestraft, verdrängt – und neu ediert: Autoren am Rand der Literaturgeschichte
Martina Lauster: Am Abgrund des Wahns: Gutzkow in Weimar
Wolfgang Rasch: Epigonenhochmut, oder: Wie Karl Gutzkow am Weimarer Goethe-Schiller-Standbild wütete. Zur Genesis einer Anekdote
Gert Vonhoff: „Zwei Initiativen“ – Gutzkows Beziehung zu David Friedrich Strauß
Bernd Füllner: „Mit den Königen sinken die Dichter“. Georg Weerth und die 48er Revolution
Nikola Rossbach: Der Held und die Zensur. Ein ungleicher Kampf in der Vormärzpublizistik
BUCHGESCHICHTE(N)
Susanne Schütz: Gestalten – Vermitteln – Erinnern: Vom „Nutzen“ der Literaturwissenschaft
Werner Nell: Literarische Vermittler. Von biographischen Zufällen und ambivalenten Umständen zu einem literaturwissenschaftlichen Konzept
Daniel Syrovy: Massimo D’Azeglios Ettore Fieramosca und der historische Roman in Lombardo-Venetien zwischen Zensur und Nationalerzählung
Stefano Apostolo: Österreichische Provokateure der Nachkriegszeit. Als die Wiener Gruppe auf Heimito von Doderer traf
Johannes Frimmel: Die Buchgemeinschaften der Nachkriegszeit. Ein wirtschaftliches
Erfolgsmodell und seine literarische Vermittlungsfunktion
Toni Johannes Helmle: Zur Erinnerung! Form und Funktion drei kleiner roter Bücher
KOMPARATISTIK
Katalin Kürtösi: Saluting Thomas Bremer 65
István Fried: Changing Spaces in Literature: Centres and Peripheries
Katalin Kürtösi: A Centre on the Periphery (?!)
Zoltán Kelemen: From periphery to periphery: Franz Joseph and Leopold Bloom’s coronation
György Fogarasi: Enemies or Victims: Dylan’s Broadside Ballads
József Pál: Sul sentimento patriottico degli scrittori nelle Alpi Giulie e la «finis Monarchiae»
Éva Wenner: Il problema delle nazioni nella città di Trieste nel
romanzo Franziska di Fulvio Tomizza
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